Natur pur? Bei dieser Exkursion wollten Veranstalter, Fachleute und interessierte Bürger dieser Behauptung nachgehen. Wie ist es bestellt um die Natur in Schöntal? Wie sieht es aus mit der Artenvielfalt in Fauna und Flora?

Es waren Sachverständige aus den verschiedensten Bereichen zu der Veranstaltung gekommen. Frau Reihle von der Stadtverwaltung in Backnang arbeitet im Ressort Naturschutz und berichtete über bestehende Naturschutzprojekte in Schöntal. Die Stadt Backnang ist eine von vier Modellkommunen, die für den neu ins Leben gerufenen Biotopverbund des Landes Baden-Württemberg ausgewählt wurde. Eine Trockenmauer in Oberschöntal für Zauneidechsen wurde als erstes Objekt ins Visier genommen. Sie ist fünfzig Meter lang und wurde mit gebrauchten Sandsteinen saniert. Bestehendes soll erhalten werden, das ist die Zielvorgabe des Biotopverbundes, Neues wird teilweise angelegt. Klaus Dahl vom Naturschutzbund  bemängelte, dass Eidechsen Sonne benötigten um sich aufzuwärmen, ein großer Teil der Trockenmauer aber vollkommen im Schatten liege. Optimal wäre es, wenn die gegenüberliegenden Bäume zumindest teilweise entfernt werden könnten. Jäger Wolfgang Schif entdeckte aber doch noch eine Zauneidechse. Interessanterweise wurden gerade in diesem Hohlweg des Öfteren Feuersalamander gesehen. Diese Amphibien mögen es feucht und kühl, wogegen die Zauneidechse als Reptil Trockenheit und Wärme bevorzugt. Eine Teilnehmerin hatte schon den Versuch unternommen einen Zuschuss für eine solche Maßnahme im eigenen Garten zu bekommen. Dies ist aber bei diesem Modellversuch nicht vorgesehen.

Im Bereich des Klöpferbaches wurde der nächste Stopp eingelegt. Herr Dahl informierte die Gruppe, dass der Schlammsee Vögel anziehe. Zwergtaucher, Waldwasserläufer, Gänsesäger, Seidenreiher und sogar ein Schwarzstorch wurden hier schon gesichtet. Allerdings bemängelte er, dass der Vogelbestand allgemein schrumpfe. Besonders in landwirtschaftlichen Gebieten fehle es an Hecken und Nistplätzen. Bio-Landwirt Georg Adrion stimmte Dahl zu und äußerte den Wunsch mit seinen Kollegen bei solchen Anlässen wie dieser Exkursion vermehrt ins Gespräch zu kommen. Miteinander zu sprechen ist zielführender als übereinander zu sprechen.

Der Gärtner Stefan Soldner, der auch auf einem Bauernhof aufwuchs bemerkte, dass wir nicht mehr in einer Natur- sondern einer kultivierten Landschaft leben. Jeder Zentimeter Boden ist schon oft umgegraben worden. Jeder Gartenbesitzer könne aber zum Naturschutz beitragen.

Auf die Frage wie denn die Wasserqualität des Klöpferbaches sei und ob dort Fische leben, kam die Kläranlage von Großaspach zur Sprache. Zwar hält die Kläranlage alle Vorschriften ein, aber das geklärte Wasser sei dennoch zu schlecht um wieder dem Bach zugeführt zu werden. Das würde man am Schaum im Bach und am Geschmack der vorhandenen Forellen erkennen.

Aus dem Hausbiotop der Familie Schulze konnten Larven von Bergmolchen und die seltenen Wechselkröten angeschaut werden. Wer die Kröten mit Camouflage Muster einmal gesehen hat, sieht den Schutz derselben mit anderen Augen.

Das Wechselkrötenbiotop der Stadt Backnang wurde von  der Stadt angelegt und wird von Georg Adrion gepflegt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird es nun von Molchen und Kröten angenommen.

Jäger Schif, der sein Revier in Schöntal hat, berichtete, dass schon Rebhühner gesichtet wurden. Eigens für sie wurde nun von Adrion ein Wiesenstreifen mit geeigneten Pflanzen und Blumen  eingesät. Ein Feld mit Chinaschilf,  das eigentlich zur Energiegewinnung bestimmt ist, eignet sich auch gut als Versteck für die unterschiedlichsten Wildtiere. Allerdings wünscht sich Wolfgang Schif, dass die Menschen dieses Rückzugsgebiet für die Tiere als solches respektieren mögen. Martina Muck vom Schöntal-Forum gab an dieser Stelle ein Lob von Bauer Martin Niebel an die Schöntaler Jäger weiter. Niebel äußerte sich in einem Gespräch vorab, sehr positiv über die Wildpfleger.
Wie viele Schmetterlinge die Teilnehmer denn bei dieser Tour gesehen hätten, wollte jemand wissen? Leider war die Ausbeute eher spärlich.

Nach einem Abstecher durch die biologischen Obst-und Gemüseplantagen und die Baumschule der Familie Adrion, wo sich „Fuchs und Has Gute Nacht sagen“, wurde auf dem Adrionhof  die Runde mit einem kleinen Umtrunk beendet. Die Anwesenden waren vom Wissen der Experten sehr beeindruckt. Allerdings gibt es die pure Natur auch in Schöntal nicht mehr.