„Entwicklung der Landwirtschaft in Schöntal“. So lautete die Themenwanderung 2019 des Schöntal-Forums unter der Führung von Stefan Soldner.
In Schöntal sind aus früheren Zeiten zwei Bauernhaustypen zu erkennen. Der „gestelzte Hof“ und das „Pfarrer- Mayer-Haus“.
Als „gestelztes Einhaus“ bezeichnet man ein Bauernhaus, bei dem der Stall unter dem Wohnteil liegt. Diese Anordnung wird als Reduktionsform von größeren Höfen gesehen, die hauptsächlich im süd- deutschen Raum als Folge der Erbteilung entstand.
Bei den „Pfarrer-Mayer-Häusern“ handelt es sich um zweigeschossige Fachwerkbauten mit gemauertem Erdgeschoss aus behauenen Quadern. In diesem Erdgeschoss befanden sich Stallungen für Pferde, Rinder und Schweine. Die hohe Luftfeuchtigkeit wegen der auf engstem Raum untergebrachten Nutztiere, ist auch der Grund für die massive Bauweise. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde dieser Baustil erstmals im Hohenloher Raum verwendet.
Als erstes kultiviertes Tier wird weltweit der Hund als Abstammung vom Wolf erwähnt. Weiter folgen Schafe, Ziegen, Schweine, Bienen, Rinder und Pferde, wobei der Arabische Raum nicht nur in Sachen Tierhaltung dem Europäischen Raum weit voraus war.
Da in unseren Breitengraden Acker- und Weideland schon immer knapp war, begann die kultivierte Viehhaltung schlicht weg im Wald. Schweine und Rinder wurden im Wald gehalten, weil jeder Meter Ackerland zur Bebauung und zum Überleben gebraucht wurde. In Italien zum Beispiel kann man anhand von halbwilden Schweinen diese Form der Tierhaltung noch sehen.
Auf dem heutigen Kleintierzüchterhof von Stefan Soldner bekamen die Teilnehmer vor allem Federvieh und Hasen zu sehen. Gänse spielten in früheren Zeiten weniger als Fleischlieferanten eine Rolle, sondern waren eher für die Mitgift der Töchter von großer Bedeutung. Keine Heirat ohne gute Federbetten. Als Fett und Energielieferanten waren Gänse ebenso bedeutend. Als Kleintierzüchter ist es Stefan Soldner wichtig, dass ursprüngliche Tierarten bewahrt bleiben. Er befürchtet, dass in Zukunft ein genetischer Engpass entstehen dürfte, wenn nicht mehr auf den Genpool von alten Rassen zurückgegriffen werden kann.
Bei der Besichtigung der Bauerhöfe der Familien Niebel und Körner ging es vor allem um Rinder -und Schweinehaltung. Der Niebel-Hof steht im dörflichen Verband. Er ist mit 17 Milchkühen, Bullen und Jungvieh ein kleiner Betrieb. Die Rinder werden in Anbindehaltung gehalten, stehen auf Stroh und das Futter wird manuell in die Futtertröge eingegeben. Der Hof verfügt über ein Hochsilo. Die Melkmaschinen müssen ebenfalls noch manuell angelegt werden und die Milch gelangt dann über eine Oberleitung in den Milchtank. Einige Schweine gibt es auf dem Hof auch. Die Rentabilität des Hofes wird durch eine zusätzliche Apfelplantage gewährleistet. Eine Erweiterung und Modernisierung seines Hofes in Schöntal, im Falle einer Übernahme durch einen Neffen, hält Martin Niebel für aussichtslos. Ihm fehlt es an Ackerland und Weideflächen. Eine Flurbereinigung, nötig geworden durch die Erweiterung der B14 und des Autobahnzubringers, bringt weitere Nachteile für die Bauern mit sich. Die geplante Erweiterung des Gläsersteinbruchs und ein angedachtes Gewerbegebiet am Autobahnzubringer in Aspach würden zusätzlich wertvolle Böden verschlingen.
Der Hof der Familie Körner in Oberschöntal wurde in den siebziger Jahren ausgesiedelt und später noch modernisiert. 62 Milchkühe und 160 Kälber und Mastvieh sind auf dem Hof. Die Silage des Futters wird in Fahrsilos betrieben. Für so viele Tiere müssen die Körners Futter dazukaufen. Kraftfutter und nicht genmanipuliertes Sojamehl. Die Tiere können sich im Stall bewegen und suchen selbstständig 2mal am Tag den Melkstand auf, wo die Melkmaschine manuell angesetzt wird. Auf dem Hof wird vieles per Computer gesteuert, was die Besucher in Staunen versetzt.
Obwohl für beide Bauernhöfe die Chance besteht, dass sie durch interessierte Söhne und Neffen Nachfolger hätten, ist die Zukunft der Höfe ungewiss. Fehlendes Acker- und Weideland, die Industrialisierung der Landwirtschaft, niedrige Milch- und Fleischpreise und zusätzlich belastende EU-Richtlinien setzen den Bauern schwer zu. Außerdem ist zu beobachten, dass der Lebensstandard und Platzanspruch der Menschen, sich auf deren Ansprüche in Sachen Tierhaltung, auswirkt. Wir Menschen beanspruchen derzeit viel Platz und Freiraum für uns, also beanspruchen wir es auch für die Tiere. Wahrscheinlich steht ein Ende der Anbindehaltung in Ställen kurz bevor.
Zum Ausklang saßen die Wanderer in der Barockscheune der Familie Kutter bei interessanten Gesprächen zusammen.
Martina Muck